Ein paar Berge in Bergen

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Hallo:)

Auf einer der höchstgelegenen Hauptbahnen Europas ging es von Drammen durch die Hardangervidda nach Bergen.

Doch ganz von vorn: Da ich wegen des Reisetages doch etwas aufgeregt war, dachte ich mir, ich könnte morgens auch gleich noch eine kleine Runde laufen gehen. Den ganzen Tag nur in irgendwelchen Verkehrsmitteln sitzen kann ich wirklich gar nicht.

Den Sonnenaufgang über dem Meer verpasste ich um ein paar Minuten, denn ich war zu früh dort. Aber egal – meinen Bus wollte ich ungern verpassen, also konnte (und wollte) ich da keine Kompromisse machen.


Trotzdem stand ich dann viel zu früh an der Bushaltestelle – doch besser zu früh als zu spät. Da ich mir jede Menge Podcasts heruntergeladen hatte, wurde mir in den ersten drei Stunden nicht langweilig. Danach musste ich erst einmal den Weg von der Bushaltestelle zum Bahnhof finden – also hatte ich Ablenkung.


Trotz 20 Minuten Fußweg zum Bahnhof hatte ich noch genügend Zeit, mir einen Cappuccino zu holen und das ganz clever mit einer Pipi-Pause zu verbinden. In dem Bus wollte ich wirklich nicht die Toilette austesten.

Meine morgens angezogene Winterjacke bereute ich eigentlich schon seit Sekunde eins. In Drammen schien die Sonne wirklich traumhaft, und mit dem schweren Rucksack (wegen des mitgenommenen Nussmuses;) ) auf dem Rücken, kam ich dann doch ziemlich schnell ins Schwitzen. Nun hatte ich sie aber dabei – und musste versuchen, die ganze Woche damit klarzukommen.

Am Wasser und direkt in der Sonne wartete ich auf die Bergenbahn, in der schon meine Begleitung saß. Dank einer lieben Passagierin konnten wir sogar nebeneinandersitzen, denn das ließ sich beim Ticketbuchen leider nicht einrichten.

Die sieben Stunden bis Bergen wurden nicht langweilig – und das ganz ohne Podcasts! Wir hatten uns so viel zu erzählen und bewunderten dabei durchgehend Norwegens Landschaft.
Im Hochland der Hardangervidda lag noch jede Menge Schnee, und einige Leute im Zug sahen so aus, als würden sie die nächsten Tage mit Skifahren verbringen. Einen Tag zuvor hatte ich im Norwegischkurs gelernt, dass Ostern in Norwegen traditionell mit Skifahren, Orangen und Krimis verbunden ist.


Da ich meine Begleitung schon etwas länger kenne und sie zwischendurch gerne Lust auf Schokolade hat – und ich noch so viele Tafeln aus Deutschland habe –, hatte ich sicherheitshalber eine in den Rucksack gepackt. Zu schön war der Blick, als ich auf die Aussage: „Ich hätte jetzt sooo gerne Schokolade“ mit „Ich habe welche dabei“ antworten konnte.

Wie es sich für die regenreichste Stadt Europas gehört, wurden wir in Bergen natürlich mit Regen begrüßt. Diesmal wusste ich aber, wo sich das Regencape für den Rucksack befindet, und konnte es noch im Zug überziehen. Da wir am nächsten Morgen nicht hungrig einkaufen wollten, ging es direkt in den Supermarkt. Beim Einpacken des Einkaufs in eine Papiertüte dachten wir nicht daran, dass diese aufweichen könnte. Wir waren erst einmal froh, das Zeug überhaupt ohne Beutel (die waren tief im Gepäck verstaut) transportieren zu können.

Nach etwa fünf Minuten gab die Papiertüte dann schon ihren Geist auf – und ich musste mir das Lachen wirklich sehr verkneifen, weil ich so dringend eine Toilette benötigte.

Irgendwie haben wir es dann doch geschafft, unseren Einkauf sicher bis in die Unterkunft zu bekommen – und diese überhaupt erst einmal zu finden. Nach einem kleinen (aber gewonnenen) Kampf mit dem Fenster, das sich nicht schließen ließ, gab es Abendessen, und wir fielen ins Bett.

Der nächste Tag begann mit Sonnenschein und der Jagd nach gutem Kaffee. Schon im Vorhinein hatte ich mir auf Google Maps ein paar Cafés markiert und war gespannt, wie sie alle so sind.


Nachdem wir durch das Hanseviertel Bryggen gegangen waren und die bunten Häuser als etwas enttäuschend empfanden, gab es Kaffee – und der war wirklich gut. Ganz anders, viel fruchtiger im Geschmack.


Somit hatten wir jede Menge Energie, den Treppen auf den Fløyen zu folgen. Schon auf dem Weg nach oben hatte man immer wieder einen wunderschönen Blick auf die Stadt und das Meer. Oben angekommen begrüßten uns wuschelige Ziegen, die dort als Rasenmäher eingesetzt werden und denen die ganzen Touristen völlig egal waren.


Wir gingen auf einem anderen Weg zurück Richtung Innenstadt, denn ein weiteres Café sollte getestet werden – und wurde zu meinem neuen Lieblingsspot. Das Sauerteigbrot mit Ziegenkäse und Roter Bete war wirklich gut, und ich liebe es, dass es in den richtig guten Cafés immer Wasser for free gibt.


Am Nachmittag spazierten wir noch ein wenig in der Nähe der Unterkunft, saßen am Wasser und beobachteten Aperol-trinkende Gäste in einem Restaurant.


Für den darauffolgenden Tag war Regen ab den Mittagsstunden vorhergesagt. Zum Glück sind wir beide keine Langschläfer – und standen deswegen schon um 10 Uhr auf unserem zweiten Berg in Bergen: dem Løvstakken. Die Sonne schien herrlich, und da es eigentlich die ganze Zeit bergauf ging, habe ich mich mal wieder sehr über die Winterjacke (mit Isolation!) geärgert und sie schnell ausgezogen. Ganz oben war ich dann aber doch froh darüber – es war wirklich sehr windig, und ich wollte mich ja nicht erkälten.


Wir konnten sogar den Flughafen sehen und stellten (mal wieder) fest, dass Bergen aus weit mehr als nur den bunten Häusern im Hanseviertel besteht.


Der nächste Halt war – natürlich – ein Café, und ich war schockiert, als ich nach dem Bestellen feststellte, dass die Quiche einfach 70 NOK mehr kostete, weil wir sie vor Ort gegessen haben. Aber dafür ist Urlaub da – und sie war wirklich sehr lecker (vor allem die pinken Zwiebeln!).


Leider sollte der Wetterbericht Recht behalten, und es fing an zu regnen. So verbrachten wir den Nachmittag mit Agatha Christie und Mord im Orient-Express.

Als der Film vorbei war, stellten wir fest, dass ein neues Schiff im Hafen angelegt hatte. Durch das Fenster der Wohnung hatten wir einen perfekten Blick auf die Container und die Hafenanlage.

Beim Abendessenkochen entdeckten wir eine wundervolle Chili-Gewürzmischung, die ab sofort überall draufkam (außer aufs Müsli natürlich;) ) und dann rief das Bett nach uns.

Ein weiterer Berg in Bergen ist der Ulriken mit einer Höhe von 643 Metern. Um nach oben zu gelangen, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder man nimmt die Seilbahn oder geht zu Fuß – wofür etwa 1,5 Stunden einzuplanen sind. Ich entschied mich – wer hätte es gedacht?! – fürs Wandern und die 1333 Sherpa-Treppenstufen.


Beim Frühstück hatte ich noch spaßeshalber gesagt, dass ich es in der Hälfte der Zeit hoch schaffe. Und tatsächlich: Ich war sogar nochmal elf Minuten schneller.

Danach wanderten wir noch ein wenig auf der Hochebene umher und bestaunten die einzigartige Landschaft. Nur der Wind war ziemlich unangenehm, und so ging es bald wieder ins Tal.


Natürlich ging es in mein Lieblingscafé;) . Da ich schon seit dem ersten Tag in Bergen mit den überall angebotenen Karottenkuchen geliebäugelt hatte, bestellte ich mir ein Stück – und es war himmlisch!


Den restlichen Tag verbrachten wir mit The Crown im Bett, und abends konnte ich meine Begleitung von meiner Shakshuka überzeugen (und diese endlich mal wieder essen, denn meine Pfanne im Wohnheim ist leider viel zu klein dafür) – natürlich durfte das Chili-Gewürz nicht fehlen;) . Dank des Induktionsherdes wurden die Eier auch wirklich perfekt gegart, und so fielen wir gestärkt zur nächsten Folge ins Bett.

Dank unserer ausführlichen Recherche bezüglich Bootstouren durch Norwegens Fjorde und der Wettervorhersagen war am nächsten Tag eine Fjordtour geplant.

Pro Person hat der Spaß 70 € gekostet – aber wann sind wir das nächste Mal in Bergen?! Außerdem dauerte die Tour insgesamt vier Stunden, Ziel war das Örtchen Mo. Das kleine Dorf hat etwa 100 Einwohner – und im Sonnenschein sah es wirklich wunderschön aus.


Neben der grandiosen Landschaft beobachteten wir auch ein kleines Kind auf der Fahrt – es war wirklich zuckersüß, und meine Begleitung hätte es am liebsten eingepackt;) .


Gegen Ende der Tour wurde ich ziemlich müde. Unser erstes Ziel an Land war daher ein Café. Leider war das herausgesuchte geschlossen – zum Glück gab es gegenüber noch eines. Passend zu unseren dunkelgrünen Oberteilen war auch der Käsekuchen mit Matcha gefärbt und das gesamte Café sehr grün eingerichtet.

Mein Cappuccino kam in einer wunderschönen Tasse – ich hätte sie fast mitgenommen, aber der Platz in meiner Küche in Deutschland ist leider sehr begrenzt.


Danach bin ich noch ein kleines Ründchen den Løvstien entlanggelaufen. Nach dem vielen Sitzen auf dem Schiff hatte ich keine Lust, schon nach 30 Minuten aufzuhören. Also lief ich noch einmal am Wasser entlang zum Supermarkt und besorgte mir eine Kiwi – die hatte ich neulich vergessen und wollte sie gerne im Müsli haben. Kurz vor der Kasse lachten mich die Smarties an – und da meine Begleitung auf der gesamten Fjordtour überlegt hatte, welche zu kaufen, wanderten sie kurzerhand aufs Kassenband – zusammen mit einer Schokolade, denn die mitgebrachte war schon aufgefuttert.


Da es mein erster Lauf mit Einkauf war, war ich etwas überfordert, das alles inklusive Handy sicher zur Ferienwohnung zu bekommen – aber so schwierig war es dann glücklicherweise doch nicht.


Angekommen begingen wir unser übliches Ritual – und schauten eine weitere Folge The Crown. Nach dem Abendessen natürlich noch eine;) .

Am nächsten Morgen begann der Tag mit einem kleinen Schreck: Ein riesiges Kreuzfahrtschiff hatte in Bergen angelegt. Da wir mittlerweile absolute Schiffsexperten sind (nicht), wussten wir sofort: Unser Shoppingtag würde wetterbedingt mit vielen Kreuzfahrttouristen gefüllt sein. Das Schiff hatte Platz für 5200 Passagiere sowie 900 Crew-Mitglieder.

Die Kreuzfahrtgäste tauchten wirklich überall auf – und waren gut erkennbar. Da mich Shoppen sowieso schnell überfordert, gab mir das den Rest – ich hatte einfach keine Lust mehr.

Zur Beruhigung ging es wieder in mein Lieblingscafé. Eigentlich war ich immer sehr überzeugt von meinem eigenen Bananenbrot – aber das Stück dort war wirklich besser: richtig bananig und matschig, aber nicht zu matschig. Einfach richtig gut – und absolut notwendig!


Der Buchladen, den wir danach besuchen wollten, war leider geschlossen. Ich hatte gehofft, dass sich wenigstens dorthin kein Kreuzfahrtpassagier verirrt – na ja. So gingen wir zurück zur Unterkunft. Immerhin hatte es aufgehört zu regnen, sodass ich noch einen kleinen Spaziergang vor dem Seriengucken machen konnte.

Ein Ziel war der Supermarkt – ich wollte unbedingt die leckeren gerösteten Nüsse für die Rückfahrt (und mein Frühstück) kaufen. Außerdem hatte ich Lust auf Koffein – und da wir alle Nespresso-Kapseln in der Wohnung verbraucht hatten, musste ich extern nach Kaffee suchen.

Ich bin mir nicht sicher, ob es der teuerste Cappuccino meiner Norwegenzeit war – aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es der schlechteste war!

Während ich im Café saß, las ich die Aufgabenstellung für eines meiner finalen Assignments. Dank des miserablen Kaffees wirkte selbst das plötzlich nur noch wie eine Drei-Viertel-Katastrophe (das wird sich aber noch ändern – haha).

An unserem letzten Tag genossen wir Bergen noch einmal von oben und entdeckten einen kleinen See in der Nähe des Fløyens. Natürlich musste ich noch ein letztes Mal in mein Lieblingscafé – ein Stück Karottenkuchen und ein wundervoller Cappuccino durften nicht fehlen.


Und wer hätte es gedacht?! Nach einem Spaziergang am Wasser schauten wir natürlich noch eine Folge The Crown – und konnten uns dann irgendwie doch zum Packen motivieren.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker (ich hatte ihn wirklich nicht vermisst), und für mich ging es zum Busbahnhof. Auf der Strecke der Bergenbahn wird gebaut – der Bus war also die schnellste Möglichkeit zurück ins Studentenwohnheim. Den Schienenersatzverkehr wollte ich nämlich lieber nicht ausprobieren.


Dafür durfte ich fast zehn Stunden Bus fahren – und dabei noch eine ganz andere Ecke Norwegens bewundern. Neben der unfassbar tollen Landschaft und zwei Fährüberfahrten (bei denen ich glücklicherweise auf Toilette gehen und mir die Beine vertreten konnte) habe ich viele kleine Lämmchen entdeckt. Die waren einfach goldig!