Hallo:)
Am Busbahnhof in Oslo angekommen, musste ich zunächst feststellen, dass zwei Busse zur gleichen Zeit in dieselbe Richtung fuhren. Der Unterschied lag anscheinend in den Unternehmen. Trotzdem war ich etwas verwirrt. Also ging ich kurzerhand zum Infoschalter, wo man mir sehr freundlich Auskunft gab.
Und dann saß ich im Bus. Die norwegischen Durchsagen konnte ich natürlich nicht verstehen und so lang alleine Bus fahren war für mich ebenfalls eine Premiere (und dann gleich noch im Ausland!). In diesem Moment begann ich wieder, die für mich ungewohnte Spontanität meiner Entscheidung für ein Auslandssemester zu hinterfragen. Um mich ein wenig abzulenken, setzte ich meine Kopfhörer auf und starrte aus dem Fenster.
Da es an diesem Morgen bitterkalt in Oslo war, hatte ich vorsichtshalber zwei Hosen angezogen. Wenig überraschend wurde mir während der Busfahrt dann doch viel zu warm. Trinken traute ich mich auch nicht, da ich auf der Fahrt nicht auf die Toilette wollte.
Wie bereits angekündigt, verzögerte sich die Fahrt aufgrund des Wetters. Dank Google Maps und dem Vergleichen der geplanten Ankunftszeiten an den Haltestellen konnte ich mich zumindest ein wenig orientieren. Irgendwann gab ich jedoch die Hoffnung auf und schrieb meiner Gastuniversität, dass ich die geplante Ankunftszeit nicht schaffen werde. Der Bus fuhr teilweise direkt hinter Räumfahrzeugen her und wegen des Schnees sowie der schlechten Sicht, war die Geschwindigkeit schon stark reduziert. Doch am Ende dachte ich mir: Besser sicher und langsam ankommen, als gar nicht.



Etwa eine Stunde später als geplant, musste ich dann aussteigen – mitten im Schneesturm. Der Wind war auch noch so unfassbar freundlich und blies mir die fetten Schneeflocken mit voller Wucht direkt ins Gesicht. Die Navigation wurde somit mehr als erschwert.
Auf einer Strecke von nicht einmal einem Kilometer habe ich mich mindestens drei Mal verlaufen und musste aufpassen, nicht vom Wind umgeweht zu werden. Der Rucksack auf meinem Rücken machte die Angriffsfläche natürlich nicht gerade kleiner.
Nach ungefähr 45 Minuten erreichte ich endlich die Uni. Beide Hosen waren durch den Schnee komplett durchnässt. Die Kapuze hatte leider auch gar keine Möglichkeit, meine Haare (trotz Mütze!) vor Feuchtigkeit zu schützen.
Ein Glück traf ich auf dem Parkplatz einen Kommilitonen aus Deutschland. Das Angebot, meine Sachen zunächst bei ihm abzustellen und nicht direkt die Schlüssel für mein Zimmer abzuholen, nahm ich nur zu gerne an. Als ich dann meinen Rucksack absetzte, staunte ich nicht schlecht über die dicke Schneeschicht, die sich darauf angesammelt hat.


Ich wollte so schnell wie möglich die Zimmerschlüssel holen, dringend auf die Toilette gehen und endlich etwas essen. Das Frühstück im Hotel war doch schon länger her.
Nur verlief das Abholen nicht so reibungslos wie gewünscht. Die Verantwortlichen machten anscheinend gerade Pause. Irgendwann konnte ich die Schlüssel in Empfang nehmen, den verschneiten Rucksack wieder aufsetzen und mein Wohnheimzimmer betreten. Der erste Eindruck war ein kleiner Schock – was ja irgendwie normal ist, denn die Wände waren kahl und das Zimmer noch nicht eingerichtet. Trotzdem hat mich das nach der langen Reise sehr fertig gemacht. Dank meiner Oma konnte ich ein paar Gläser meines geliebten Nussmuses mit nach Norwegen nehmen, wodurch die Stimmung wieder etwas aufgeheitert wurde.
Da ich abends nicht noch das ganze restliche Glas Haselnussmus vernichten wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als einkaufen zu gehen. Der Blick aus dem Fenster hielt mich jedoch ab. Aber was muss, das muss.
Nach langem Hin und Her, begleitet von dem Wunsch, einfach wieder nach Deutschland zu fahren, traute ich mich raus in den Schneesturm. Vielleicht hätte ich die Regenhose anziehen sollen, um meine Hosen vor weiterer Nässe zu schützen, aber die lag irgendwo tief in meinem Rucksack vergraben.
Ich fand es schon sehr mutig von mir, bei diesem Wetter überhaupt das Haus zu verlassen. Dementsprechend hat es mich ein wenig verletzt, von einem Mitarbeiter des Supermarkts ausgelacht zu werden – nur weil ich zu Fuß kam und danach aussah wie ein Schneemann. Dabei sollte er doch eigentlich wissen, wie die Witterungsbedingungen in Norwegen sein können.
So verwirrt, wie ich nach dem Betreten des Supermarkts war, kaufte ich entsprechend ein. Meine Hände waren kalt und viel zu nass, um die Einkaufsliste auf meinem Handy abzurufen. Immerhin fand ich Nudeln (sogar Vollkorn!), passierte Tomaten und eine wunderschön große Rote Bete. Gedanken über die Zubereitung habe ich mir natürlich nicht gemacht.
Nass und geschafft betrat ich dann die Gemeinschaftsküche. Zum einen wollte ich meinen Einkauf wegräumen, zum anderen mein mitgebrachtes Geschirr (und das Nussmus!) verstauen. Das Erste, was mir auffiel, war der ekelhafte Geruch (seid froh, dass das hier kein 4D-Blog ist!!!). Sauber war es auch nicht, und bis heute ekelt es mich, diese Küche zu betreten.
Wenigstens entspricht mein Teil des Küchenschranks meinen optischen Ansprüchen und ist schön ordentlich eingeräumt.


Das Zimmer wurde meinen optischen Ansprüchen noch nicht gerecht. Ich musste nach wie vor mein ganzes Gepäck ausräumen – zwei Rucksäcke, eine Tasche und den großen Koffer. Und eigentlich war ich einfach nur fertig.
„Einfach machen!“ – das Motto eines Dozenten in Deutschland half erstaunlich gut. Also packte ich ein Gepäckstück nach dem anderen aus und stellte dabei fest: Der Teppich war eine wirklich gute Idee. Das Zimmer wirkt damit deutlich wohnlicher.
Leider sind ein Großteil der Anziehsachen im Rucksack durch den Schnee nass geworden. Ich hätte den Rucksack nach dem Aussteigen in den Schnee stellen müssen, um irgendwo das Cape herauszuholen – nass geworden wäre er so oder so. Meine Jeans hing bereits zum Trocknen über dem Stuhl. Für die restlichen nassen Klamotten musste ich auch noch einen Platz finden. Leider ist es verboten, Sachen auf die Heizung zu legen, und natürlich habe ich mich nicht getraut, die Regel zu brechen. So befestigte ich meine klitschnassen Handschuhe an der Fensteröffnung, sodass sie trotzdem über der Heizung trocknen konnten. Den Rest breitete ich auf meinem Schreibtisch aus.
Langsam wurde es auch wieder Zeit, die Küche zu betreten, denn ich hatte wirklich großen Hunger. Dank des Telefonierens währenddessen wurde es ein wenig erträglicher. Schön war es dennoch nicht.
Um den Herd anschalten zu können, muss man einen kleinen Knopf drücken, denn nach 15 Minuten (wenn man nicht nochmal drückt) schaltet er sich automatisch aus. Eigentlich ziemlich sinnvoll, nur leider war ich nicht in der Lage, die Beschreibung richtig zu interpretieren und habe versucht, den gesamten weißen Button zu drücken. Der Herd ging nicht an und meine Verzweiflung wuchs – erst der Schneesturm, dann die ohnehin wenig einladende Küche, und schließlich die Erkenntnis, dass ich mir nicht einmal etwas kochen konnte. Irgendwann gelang es mir, den Herd in Betrieb zu nehmen und der Räuchertofu-Pasta stand nichts mehr im Weg. Das Gericht ist mittlerweile mein absolutes Comfort-Food geworden (und war nach diesem Tag mehr als notwendig) – eigentlich werde ich damit immer bekocht;) . Es ist ein absolutes Träumchen und alle meine Wettkämpfe (naja, zwei haha) liefen danach supi (wortwörtlich).


Als ich schließlich einen Blick auf die Uhr warf, erstaunte es mich, wie spät es geworden war. Es wurde höchste Zeit, das Badezimmer auszuprobieren.
Was soll ich sagen – irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Temperatureinstellung der Dusche nicht richtig funktioniert. Für Warmduscher wäre die Temperatur perfekt, für mich ist das Wasser jedoch zu heiß. Egal, wie ich die Einstellung drehe, es ändert sich absolut nichts. Trotzdem habe ich es geschafft und konnte endlich ins Bett fallen.
Der Tag war wirklich hart, aber ich bin froh, trotz des Wetters und aller Herausforderungen sicher angekommen zu sein.