Fluch der Dimensionalität

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Hallo:)

Curse of Dimensionality – als ich diesen Begriff in einer Vorlesung auf den Folien sah, zweifelte ich zunächst stark an meiner Übersetzung (siehe Überschrift). Doch sie war korrekt, und es scheint tatsächlich ein äußerst großes Problem zu sein, wenn man sich mit mehreren Dimensionen (vor allem in der Stochastik) auseinandersetzt. Irgendwie ist da etwas Wahres dran.

An alle Theoretiker, die das hier lesen: Ich werde den Fluch der Dimensionalität im Folgenden etwas frei und nicht streng mathematisch korrekt interpretieren – bitte nicht allzu ernst nehmen;) .

Ein Beispiel: Schon allein, wenn man nur das Wetter und die verfügbare Freizeit berücksichtigt, um einen Lauf zu planen, stößt man häufig an seine Grenzen.

Das Wetter war in letzter Zeit wirklich nicht besonders schön. Den ganzen Tag über ist es grau und trüb, und dazu kommt, dass es fast immer irgendeine Form von Niederschlag gibt. Meist hört dieser erst nach Sonnenuntergang auf – oder genau dann, wenn man gerade Uni hat. An einem Tag fielen unfassbar viele dicke Schneeflocken vom Himmel. Doch am nächsten Morgen waren es 7 °C, und es hat geregnet wie aus Eimern. Warum kann der Schnee nicht liegen bleiben?

Umso glücklicher war ich, als eine Übung ausfiel. Laut Wetterbericht sollte es während dieser Zeit nicht regnen, und ich konnte ohne schlechtes Gewissen laufen gehen. Doch es gab ein Problem: Nach zehn Minuten fing es an zu nieseln. Nach weiteren zehn Minuten wurde der Regen stärker – und ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet. Trotzdem dachte ich mir: Wenn ich eh schon nass bin, kann ich auch weitermachen. Nach 30 Minuten war ich dann aber weniger begeistert von dieser Idee. Trotz Bewegung fing ich an zu frieren und habe den Lauf vorsichtshalber abgebrochen.

Immerhin war ich danach mehr als wach, und es ging für mich wieder zurück in die Uni – ganz dick eingemummelt, denn ich möchte auf keinen Fall krank werden. Frisch und motiviert konnte ich endlich die Aufgabe, an der ich am Tag zuvor völlig verzweifelt war, innerhalb von 30 Minuten abschließen. Manchmal hilft ein neuer Blickwinkel wirklich sehr!

Manchmal kann das aber auch nach hinten losgehen. Als ich mein Abendessen (deluxe – mit Ei und Avocado, da mir beim Videotelefonieren immer Ei vorgegessen wurde und ich dadurch Appetit bekam) zubereitet habe, war meine Zimmernachbarin gerade dabei, Brownies zu backen. Wir haben uns so schön unterhalten, dass ich sie beim Lesen des Rezepts vielleicht ein wenig abgelenkt habe. Nachdem sie alle Zutaten zusammengerührt hatte, stellten wir fest, dass die Konsistenz doch ziemlich flüssig war. Ein genauerer Blick auf die Anleitung verriet den Grund: Es hätten 1 dl Wasser sein sollen, nicht 1 l – ups!


Nun sind es schon mehr als drei Wochen, die ich hier in Norwegen verbringe und versuche, mich einzuleben. Mittlerweile ist meine geliebte Kräuterteemischung leer, und ich bin auf Weihnachtstee umgestiegen. Ich war die ganze Zeit zu faul, die dafür vorgesehene Tasse mit integriertem Teefilter abzuwaschen. Als der Ofen mal wieder nicht das gemacht hat, was ich von ihm wollte (nämlich warm werden), habe ich die Gelegenheit genutzt und die Tasse endlich für ihre erste Nutzung gereinigt.

Eine weitere Sache, die ich lange vor mir hergeschoben habe, war die Reparatur meiner Pfanne. Der Henkel hatte von Anfang an gewackelt, bis er irgendwann komplett abgebrochen ist. Zum Glück musste ich nur die Schraube wieder festziehen – allerdings brauchte ich dafür einen Schraubenzieher, und ich musste jemanden danach fragen. Jetzt habe ich es endlich getan, und meine Pfanne ist wieder einsatzbereit (Call me an engineer!). Meine Hände sahen danach allerdings auch so aus;) .


Als es dann endlich aufgehört hatte zu schneien beziehungsweise zu regnen, kam der Wind. Die Sonne schien allerdings wunderschön am Himmel und lockte wirklich nach draußen an die frische Luft. Beim Laufen hatte ich stellenweise das Gefühl, dass ich entweder nur noch gehe oder sogar ganz stehen bleibe. Dafür wurde ich den Berg hoch förmlich angeschoben – was definitiv auch seine Vorteile hatte;) .

Nach dem Lauf freute ich mich umso mehr auf das Mittagessen und konnte gar nicht schnell genug ins Stadtzentrum gehen, denn ich hatte ein kleines Lunchdate. Schon am Abend vorher war ich richtig glücklich, als ich gefragt wurde, ob ich mitkommen möchte.

Neben dem Essen war die Toilette des Restaurants definitiv ein Highlight. Über der Toilette hing ein fast lebensgroßes Bild des norwegischen Kronprinzenpaares – ein bisschen weird, haha.

Das Restaurant lag ganz in der Nähe der Bäckerei mit den unglaublich leckeren Zimtschnecken. Da ich noch Appetit hatte, habe ich den anderen meinen Lieblings-Gebäck-Spot gezeigt und mich riesig über die Kardamomschnecke gefreut. Sie war traumhaft fluffig und im Vergleich zu den Zimtschnecken weniger süß, dafür aber mit Mandeln obendrauf – ein Träumchen!


Gut gesättigt spazierten wir durch das (überschaubare) Stadtzentrum. Es war richtig schön, mal nur unter Mädels unterwegs zu sein, denn ein wundervoller Laden reihte sich an den nächsten und wir gingen in (fast) alle rein.

Im Blumenladen konnte ich mich gar nicht sattsehen. Die zahlreichen, wunderschönen Farben und verschiedenen Formen erinnerten mich an den Curse of Dimensionality;) . Da es unglaublich schwierig war, mich zu entscheiden, habe ich den Kauf erstmal vertagt, und wir zogen weiter in den nächsten Laden.

Biomärkte sind in Deutschland ja schon immer eine gefährliche Versuchung für mich, aber in Norwegen ist es noch schlimmer – hier ist alles noch teurer. Für zwei Packungen Tee und eine Tüte Hanfsamen habe ich ein halbes Vermögen ausgegeben. Hoffentlich schmeckt der Tee dann wenigstens!


Nach dem schönen Nachmittag fiel es mir schwer, einzuschlafen. Irgendwie war ich noch total aufgeregt, aber auch glücklich darüber, das alles erlebt zu haben. Eine halbe Stunde vor Mitternacht machte sich dann der Lauf bemerkbar – ich hatte plötzlich noch ein wenig Hunger. Also sprintete ich im Schlafanzug über den Flur, um mir schnell mein Nussmus (ein neues Glas – so schnell vergeht die Zeit!) und eine Banane zu holen und nicht gesehen zu werden.

Danach ließ es sich deutlich besser schlafen;) .